Freitag, 28. April 2017

Feministischer Freitag: Handarbeit ist Frauensache feat. gesehen & gemacht: Wendekleid

Intro.
Frau Jule fragt nach dem Politischen in der Handarbeit und ruft auf zu Gedanken zum Thema. Und Gedanken waren in meinem Kopf sofort jede Menge. So viele, dass ich nun nach langer Zeit ohne bloggen, doch mal wieder was schreiben muss. Um diese Gedanken raus zu kriegen aus meinem Kopf, dabei zu sortieren, hoffentlich andere zum Nachdenken zu bringen und zum Diskutieren. Außerdem habe ich es endlich mal wieder geschafft zu nähen. Ein Wendekleid. Gleich mehrere Gründe für diesen Post. Also los geht's.


Eins.
Ich habe angefangen zu nähen, weil ich nicht das haben wollte, was es überall gibt. Weil ich immer schon irgendwie meinen eigenen Kopf hatte, meine eigene Vorstellung. Und wenn es die Sachen in meinem Kopf nicht zu kaufen gab, dann musste ich sie eben selber machen. Dass das Ergebnis in der Realität oft nicht ganz ist wie in meinem Kopf, ist nochmal ein anderes Thema... Das selber-nähen-können hat dabei den großen Vorteil, dass ich nicht auf industriell hergestellte Kleidung angewiesen bin. Damit umgehe ich den ganzen Billigproduktionswahnsinn, schlage dem Kapitalismus ein Schnippchen. Und das allein ist ja schon politisch. Außerdem kann ich mir Material und Herkunft des Stoffes selber aussuchen.
Der Stoff für das Wendekleid kommt von UVRconnected. Das ist eine Kleiderfirma, die ihre Kleidung in Europa produziert. Verschnitt von der Herstellung und Reste der Kollektionsstoffe werden landen nicht auf dem Müll, sondern ebenfalls im Laden. Das finde ich gut. Und so kam ich zu dem Stoff für dieses Kleid. Das Material ist Viskose, also die Pflanzenfaser-Version von Polyester. Dadurch fällt der Stoff leicht und fließend, ist aber nicht aus Plastik. Das finde ich auch gut.




Zwei.
Das tolle an dem Kleid: es lässt sich wenden (wie der Name schon sagt): vorne lässt sich nach hinten drehen und hinten nach vorne. Je nachdem, wo der V-Ausschnitt gerade sein soll. Der Schnitt ist von sewinlove, also von einem Nähblog. Schnittmusterkonstruktion (mit Anpassen an die eigenen Maße, auch politisch - nicht jeder passt nämlich in die genormte Kleidung!) und Nähen sind super erklärt und das Kleid schnell und einfach gemacht. Das Internet ist voll von NähHäkelStrickBastel-Blogs. Es gibt eine unendliche Vielzahl an Anleitungen und Inspiration im Internet. Manchmal ist es aber schwierig, in der Vielzahl die Vielfalt zu finden. Eine kurze Suchanfrage zu Bildern z.B. zum Stichwort "Nähanleitung" ergibt lauter Bilder, die irgendwie "süß" und "niedlich" sind. Kleider, Röcke, Kindermützen, Babyschuhe, Utensilos, Kosmetiktäschchen, Kissenbezüge... Die Stoffe gerne rosa, pink, hellblau, quietschgrün, geblümt, gepunktet, getiert... Nicht, dass ich was gegen all diese Dinge hätte. Aber es ist mir eben oft zu einseitig. Ja, das Wendekleid passt auch irgendwie in das Schema "mädchenhaft". Aber manchmal möchte ich auch eine Anleitung für eine Kletterhose. Oder eine Autositztasche - nicht bunt gemustert mit Fächern für Malbuch und Trinkflasche, sondern schwarz und für Straßen- und Wanderkarten. Aber das ist schwerer zu finden, trotz des riesigen Angebots an Handarbeitsblogs. Ziel- und Akteurgruppe sind ganz klar: Frauen, Mütter. Bzw. eher ein Stereotyp von eben jenen. Denn - Überraschung! - es soll wohl auch Frauen und Mütter mit anderem Geschmack und anderen Interessen geben.


Drei.
Handarbeit ist anscheinend immer noch Frauensache. Die meisten NähHäkelStrickBastel-Blogs werden von Frauen betrieben und gelesen. Was ist da los? Ich kann nicht glauben, dass das genetisch bedingt ist (und auch die Wissenschaft gibt mir recht und deutet eher auf "nurture" statt "nature" als Faktor für geschlechtsspezifische Interessen). Auch wenn ich mich in meinem Freundeskreis umsehe, den ich sonst als nicht sehr traditionell, sondern liberal und aufgeklärt beschreiben würde, fällt mir auf, dass fast alle Frauen schon mal genäht oder gestrickt haben oder das sogar mehr oder weniger regelmäßig und gerne machen. Und die Männer? Der eine hat schon mal einen Knopf angenäht und der andere eine Mütze gehäkelt, weil ihm ein Häkelset dafür geschenkt hat, aber Handarbeit als Interesse würde da wohl keiner nennen. Manchmal denke ich mir dann: vielleicht wäre es auch ein politisches Statement, wenn ich mich als Frau der Handarbeit verweigere. Weil es so traditionell weiblich ist. Weil es fast schon stigmatisierend ist. Müsste ich Nähen nicht eigentlich doof finden um eben nicht einem Stereotyp zu entsprechen?

 


Vier.
Handarbeit im Internet ist leider zu oft mainstream. Handarbeit ist (wieder) in Mode. Es gibt uninspirierte Fertigsets für alles zu kaufen: Häkelsets, Strickserts, Nähsets. Das ist nett um einen Einstieg ins Selbermachen zu bekommen. Aber es wiederspricht meiner Sicht auf Handarbeit: irgendwo inspiriert werden, eine Idee für sich selber abändern, was kreiren, das nicht alle haben, was auf einen selber zugeschnitten ist, rauskommen aus diesem "haben müssen" und "kaufen müssen". Handarbeit auf vielen Blogs funktioniert leider genau nach diesem Schema: und plötzlich häkeln alle die gleiche Mütze. Und das ist schade, denn das isrt dann nicht mehr kreativ.

Outro.
Handarbeiten ist absolut politisch. Das lässt sich gar nicht vermeiden, egal wie sehr man möchte. Und egal, wie sehr Handarbeit als Rückzug ins Private dargestellt wird: das Private ist politisch! Was ich wichtig finde: Sichtbarmachen von Handarbeiten, die nicht in das "niedlich"-Schema passen. Echte Kreativität und Individualität. Es gibt nämlich eigentlich ganz schön viel Potential dafür in der Handarbeit.





Sonntag, 28. Februar 2016

gesehen & gemacht: Vinyasa-Schal 2


Den Vinyasa-Alleskönner-Schal hatte ich hier schonmal gezeigt. Die Prototyp-Version war als Geschenk gedacht und ist deswegen aus meinem Besitz gewandert. Da ich diesen Schal aber auch so super praktisch fand, hab ich mir kurzerhand auch einen genäht. Hier ist also Version 2.0.


Im Gegensatz zur ersten Version ist die zweite nicht aus zwei Schichten dünnem Jersey, sondern aus einer Schicht kuscheligem Sweatstoff. Das Nylonband an der Druckknopfleiste habe ich deswegen auch weggelassen, wäre sonst unnötig dick geworden dort. Dass sich die Ränder so einrollen, war nicht geplant. Wenn jemand einen Tipp hat, wie sich das vermeiden lässt: immer her damit! Insgesamt bin ich aber ganz glücklich mit dem Ergebnis und trage den Schal oft und auch gerne in verschiedenen Tragevariationen.



Donnerstag, 18. Februar 2016

gesehen & gemacht feat. {Machen, nicht pinnen}: Holzlampe

Heute wird mal meine Kategorie gesehen & gemacht mit einer Ausgabe {Machen, nicht pinnen} kombiniert, worauf ich letztens gestoßen bin und was mich direkt überzeugt hat und außerdem zu diesem gesehen & gemacht-Projekt wirklich passt.

Bild links von Douglas and Bec via thedesignfiles

Diese Lampe war glaube ich vor einigen Jahren einer meiner ersten Pins überhaupt bei Pinterest. Schlicht und zum Selbermachen. Das hat mich ziemlich schnell überzeugt. Allerdings hab ich nicht ganz eingesehen, warum ich viel Geld ausgeben soll und dafür wenig Selbermachen darf (nur noch zusammenschrauben?Also hab ich die entsprechenden Materialen im Baumarkt und Bastelladen gekauft...

Danach hat es dann noch mal eine gute Weile gedauert, bis ich zur Tat geschritten bin. Denn die Stichsäge war in meiner ehemaligen WG verblieben und die Laubsage aus meiner Kindheit lag 600km von mir entfernt im Elternhaus rum (wenn es sie überhaupt noch gibt). Also keine Chance, das Holz für den Boden irgendwie rund zu bekommen. Wie ich den Lampenschirm an dem Gestell festmachen könnte, war mir auch lange unklar. Kleben? Aber die Wärme der Lampe und Kleber? Schrauben? Aber ob der Bezug das aushält? Es gab dann beim Selbermachen doch so viele Zweifel, dass ich kurz bereut habe, nicht einfach das Komplettpaket zum Zusammenschrauben bestellt zu haben. Aber nun hatte ich die Materialien, also sollten sie auch zum Einsatz kommen. Außerdem fehlte auf dem Fensterbrett neben dem Sofa wirklich ganz dringen eine Leselampe.

Also endlich ran da, ganz nach dem Motto {Machen, nicht pinnen!}!
Das war mein Material:
- ein Lampenschirmgestell
- selbstklebende Lampenschirmfolie
- grüner Leinenstoff
- eine dünne Holzplatte
- zwei Holzlatten
- ein kleines, schräges Holzstückchen
- mehrere kleine Schrauben und Muttern

Die ersten 4 Sachen kamen aus dem wunderbaren Bastelparadies Modulor, die letzten 3 aus dem Bauhaus.

Und so hab ich es dann gemacht:
1. Den Lampenschirm bespannt:
- die Lampenschirmfolie (hitzefest!) passend zuschneiden, den Stoff auch zuschneiden und draufkleben, dabei darauf achten, dass der Stoff an den Rändern ein paar mm übersteht, damit er umgeklappt und angeklebt werden kann
- die Stoffränder um die Ränder des Lampenschirmgestells biegen und mit Sekundenkleber festkleben
- mit Büroklammern, Haarklammern oder ähnlichem feststecken bis der Kleber komplett getrocknet ist


2. Das Gestell bauen:
- eine der Holzlatten senkrecht auf der Bodenplatte platzieren und durch die Unterseite der Platte eine eher längere Schraube reinschrauben (ggf. vorher Löcher in die Platte und die Holzlatte bohren, das kommt auf die Größe der Schraube und die Härte des Holzes an)
- oben ein Loch in die Holzlatte bohren und ein zweites in die andere Holzlatte und als Gelenk mit Schraube und Mutte (und ggf. einer Unterlegscheibe) befestigen


3. Lampenschirm und Gestell zusammenbringen:
- das schräge Holzstückchen zwischen dem Ende der zweiten Holzlatte und dem Lampenschirm paltzieren und eine Schraube von der Innenseite des Lampenschirms durch den Lampenschirm und durch das Holzstückchen bis in die Holzlatte schrauben
- eine zweite, kleinere Schraube für besseren halt im unteren Bereich des Holzstückchen von außen durch Holzstückchen und Lampenschirm schrauben und von Innen mit einer kleinen Mutter befestigen


Finishing: eine Glühbirne an ein Textilkabel (gibt's auch im Bastelladen und Baumarkt) anbringen und im Lampenschirm festklemmen. Das war's! War gar nicht so schwierig und aufwenidig. Und auch wenn meine Lampe in Details von ihrem Vorbild abweicht und die Bodenplatte nicht rund, sondern eckig ist, bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis.




Mittwoch, 27. Januar 2016

gesehen & gemacht: Origami-Zoo-Mobile

Es ist ein uraltes Projekt, nun bin ich zufällig wieder auf die Fotos gestoßen und da fiel mir ein, dass ich das ja noch teilen wollte. Ein Tier-Origami-Mobile. Ich habe es als Mitbringsel bei einer Babyparty verschenkt. Aber ich finde Mobiles auch selber toll und finde, es ist eigentlich auch eher was für Erwachsene als für Babys, da Origami ein bisschen zu filigran für kleine grapschende Babyhände und eher nur was zum Anschauen ist. Als Mitbringsel für kleine oder große Kinder ist es auf jeden Fall schnell gemacht.

Benötigt wird:
- schönes Papier, am Besten relativ dünn
- Faden oder Garn
- einen oder mehrere Stäbe


Im Internet gibt es unendlich viele Anleitungen für Tiere. Da kann sich jeder seine Lieblinge aussuchen. Bei mir gab es einen Fisch, einen Kranich, einen Hasen, eine Giraffe und einen Elefanten.


Alles den Internetanleitungen folgend zusammenfalten. Am Ende mit einer Nadel ein jedes tier ein Loch machen, durch das der Faden zum Aufhängen gezogen werden kann. Dabei ist es vor allem wichtig, den richtigen Punkt zu finden, damit das Tierchen nicht hinterher den Kopf hängen lässt und das Hinterteil in die Höhe streckt.


Faden durch, alles an den Stäben befestigen und gut ausbalancieren und gut is!


Mittwoch, 11. November 2015

gesehen & gemacht: Vinyasa Schal

Vor ein paar Wochen hatte ich ein kleines Näh-Geschenk-Projekt erwähnt, an dem ich gearbeitet habe. Die Beschenkte hat es nun in Empfang genommen, weswegen ich es vorstellen kann ohne was zu verraten: Es ist ein Vinyasa-Schal.


Foto links von lululemon



Zum ersten Mal gesehen habe ich den Schal bei Lululemon als ich im September in Kanada war. Lululemon ist eine Kette, die in Nordamerika gerade ganz groß ist und so langsam auch nach Deutschland kommt. Hamburg hat wohl schon einen Laden und Berlin immerhin einen Showroom. Lululemon verkauft sportliche Kleidung und Yoga als Lifestyle. Das ganze nicht gerade günstig und auch mit völlig unpassenden Werbesprüchen (aber das ist ein andere Thema). Jedenfalls habe ich diese Schals dort entdeckt und fand sie direkt wahnsinnig praktisch. Diese Schals sind nämlich nicht nur Schals, sondern auch Kapuzen, Decken, Westen, Shirts - ziemlich multifunktionell. Was mir nicht so gefiel waren Preis und Stoffe. Also: selbermachen!




Praktischerweise ist das ganz einfach (und es gibt jede Menge genauere Anleitungen im Internet, einfach suchen). Zuerst ein Rechteck zuschneiden (ca. 60 x 130cm). Ich habe relativ dünnen Jersey-Stoff verwendet und diesen daher doppelt genommen und an den drei offenen Seiten zusammengenäht. Je nach Stoff reicht aber auch eine einzelne Lage und dann müssen die Ränder nur umgenäht werden. An den beiden kurzen Seiten wird dann Textilband angenäht und schließlich Druckknöpfe eingestanzt. Und schon ist das Ding tragbar. Und zwar auf viele Weisen:



Ein Dank geht an die Beschenkte, die direkt Model stehen musste.


Mittwoch, 21. Oktober 2015

gesehen & gemacht: Herbstrock

Es gibt ja manchmal so Kleidungsstücke, die haben einfach Schnitte, die immer zu allen Anlässen funktionieren. So einen Rock hatte ich mal. Er war von American Apparel, ähnlich dem Model auf dem Bild, ich hab ihn irgendwann am Anfang des Studiums gekauft, also schon einige Jahre her. Das Model gibt es gernauso natürlich nicht mehr zu kaufen. Macht aber nichts, geht nämlich zu nähen.

Foto links von American Apparel


Der Rock ist eigentlich schon länger in meinem Sammelsorium, darf aber jeden Herbst wieder raus und wird deswegen jetzt gezeigt. Im Sommer mag ich den Rock nicht, weil ich den Stoff doch recht herbstlich finde und der auch einfach nur mit Strupfhose geht, meine Beine haben nämlich fast die gleiche Farbe und das sieht dann immer etwas blöd aus. Aber jetzt ist ja wieder Strumpfhosenzeit.



Der Grundschnitt ist ganz einfach: ein großes Rechteck an den beiden kurzen Seiten zusammennähen, an einer langen Seite umnähen und an der anderen ein Gummiband einnähen. Fertig. Ich habe noch ein paar "Extras" eingebaut und oberhalb vom Gummiband noch Stoff gelassen, so dass es "rüschig" aussieht. Außerdem habe ich noch einen simplen breiten Stoffgürtel zum Knoten genäht, der dem Rock auch noch mal einen anderen Look gibt. Meistens klappe ich die Rüschen aber einfach ein oder mache mein Oberteil drüber. Sonst sieht es mir irgendwie doch ein wenig nach Geschenkschleife aus...





Sonntag, 18. Oktober 2015

7 Sachen 18. Oktober 2015

"7 Bilder von Sachen, für die ich an diesem Tag meine Hände gebraucht habe. Ob für 5 Minuten oder 5 Stunden ist unwichtig." Die Idee kam von Frau Liebe und hat sich zum sonntäglichen Blogger-Ritual entwickelt (Verlinkungen sammelt GrinseStern). Heute war ein langer Sonntag, viel geamcht, viel geschafft und viel entspannt:



1: Durchs Bällebad getaucht. Wirklich. Hatte ich bestimmt 20 Jahre nicht mehr gemacht, war aber großartig!


2: Ein klitzekleines bisschen geklettert. Aber nur an der Kinderwand.


3: Kaffeepulver abgemessen. Kaffee war nach so viel action dringend nötig.


4: Dazu Kürbisguglhupf aufgetaut. Der ist nämlich aufgetaut fast noch besser als frisch.


5: Nach der Stärkung den Flur aufgeräumt. Den Plan hatte ich schon lange. Was gebraucht wird, geht nächste Woche als Spende an Flüchtlinge, was nicht gebraucht wird, geht irgendwann mal auf den Flohmarkt.


6: Dann zwei riesige Zweige im frisch aufgeräumten Flur arrangiert.


7: Und Kürbissuppe gelöffelt. Weil Herbst ist.

 
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