Donnerstag, 4. Juni 2015

Alleine reisen: Pisa

In der Woche vor Ostern (jaja, das ist jetzt schon wieder ein ganzes Weilchen her) war ich in Pisa. Das war die erste berufliche Reise, die ich unternommen habe. Konferenzreise. Posterpräsentation. So mit Reisekostenabrechnung und allem drum und dran. Deswegen bin ich auch alleine gereist. Alleine gereist bin ich schon ganz schön lange nicht mehr. Also richtig allein, nicht jemanden am Zielort besuchen oder so. Um genau zu sein war meine letzte Alleine-Reise Stockholm 2008. Insofern war ich vor der Reise gleich doppelt aufgeregt. Mit dem Zug ging's von Bozen erst nach Bologna, dann Florenz und dann schließlich mit dem Regio nach Pisa. Hotel suchen, einchecken. Der erste Abend beim Alleine-Reisen war dann schon etwas doof: müde, hungrig, desorientiert. Alleine Pizza und Eis ist auch durchaus weniger nett. Am aber nächsten Morgen sah es schon ganz anders aus. Pisa begrüßte mich mit freundlichem Sonnenschein, frühlingshaften Temperaturen und ich hatte ja auch Pläne, schließlich stand die Konferenz an. Und schon abends kannte ich die ersten Leute und wir gingen noch gemeinsam den schiefen Turm bei Nacht ansehen.


Der Weg zur Konferenz war mir am zweiten Tag schon so vertraut, dass ich zu früh da war und noch in ein Café am Platz ging. Lauter junge Studenten, Gedränge,  unverständliche italienische Wortfetzen. Ich hab mich also brav an der Kasse angestellt, einen Cappucino und ein Brioche chocolata bestellt, bezahlt - und nichts bekommen. Einen Moment verwirrt gewartet, geschaut und dann versucht, dem Verkäufer zu erklären, das ich auch gerne noch was hätte. Auch ohne italienisch-Kenntnisse meinerseits hat er mich verstanden und ich bekam noch meine Bestellung. Am dritten Tag hab ich dann das System durchschaut: man durchläuft die Stationen im Café offenbar in der Reihenfolge, in der sie von der Tür aus gesehen angeordnet sind. In meinem Fall war das am Vortag: Essenstheke, Kasse, Kaffeetheke; und an diesem Tag: Kasse, Essenstheke, Kaffeetheke. Das Gebäck wird gegessen, während man auf den Kaffee wartet und dieser wird dann im stehen an der letzten Station (oder einem kleinen Tresen noch dahinter) eingenommen. So verließ ich bei meinem zweiten Café-Versuch mit einem lockeren "Grazie, Ciao!" das Café und freute mich, weil ich offenbar nichtmals als Tourist aufgefallen war (abgesehen natürlich von meinen brüchigen Sprachkenntnissen).


Als die Konferenz überstanden war, konnte ich dann noch Pisa anschauen. Viel gibt es allerdings nicht zu sehen außer dem Turm und die Altstadt. Pisa ist eben doch eher klein. Dafür konnte ich das Wetter umsomehr geniessen, bevor ich ins nasse Berlin zurückkehrte.

Und ich weiß jetzt wieder: Alleine-Reisen ist gar nicht so schlecht, sobald der erste Abend überstanden ist. Und es ist einfach toll, rauszufinden, wie regionale Gepflogenheiten funktionieren und dann so an den kleinen unauffälligen Teilen des Alltags teilhaben zu können, die einem nur dann auffallen, wenn man sie nicht kennt.




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