Mittwoch, 11. März 2015

Schöne Dinge: Lesen 2015

2015 hat für mich mit sehr vielen Büchern angefangen. Nachdem ich im letzten Jahr viel zu wenig zum Lesen gekommen bin, hab ich dieses Jahr einen ganz guten Start hingelegt. Dabei ist mir aufgefallen, dass in (fast) allen diesen Büchern ein Thema wiederkehrt: der Zweite Weltkrieg. Eigentlich ist das ein Thema, das mir meistens zu ernst und schwer ist für meine Unterhaltungslektüre. Aber bei diesen Büchern stand es nicht im Vordergrund. Keine Zweiter-Weltkrieg-Bücher, wie man sie in der Schule liest, die aufklären wollen. Es waren andere Geschichten die im Vordergrund standen, nur das diese eben mehr oder weniger in die Kriegszeit fielen. Hier ein Review meines bisherigen Lesens 2015:




1. Zoli - Colum McCann
Das Buch war ein Geburtstagsgeschenk von einer belesenen Freundin letztes Jahr. Auf Englisch. Das hat es teilweise auch schwierig für mich gemacht in die Geschichte reinzukommen. Es gab so viel spezielles Vokabular, dass es mir anfangs schwer fiel, mir die passenden Vorstellungen davon zu machen. Nach etwa der Hälfte hat es mich dann aber doch gepackt.
Es geht um Zoli, die als Roma in Slowenien früh ihre Eltern durch die Nazis verliert und von ihrem Großvater aufgezogen wird, der ihr - sehr selten für ein Romamädchen damals - Lesen und Schreiben beibringt. In der Umbruchszeit nach dem Zweiten Weltkrieg erlangt sie kurze Berühmtheit als Sängerin und Poetin, wird dabei aber mehr und mehr zur Marionette der Regierung gemacht und als Folge von ihrer Gemeinschaft verstoßen. Alleine begiebt sie sich auf eine lange Reise mit ungewissem Ziel.

2. Das fremde Meer - Katharina Hartwell
Die einzige Geschichte dieses Jahr, die nichts mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun hat. Zehn Geschichten von Marie und Jan oder Milan und Yann oder Milena und Jakob oder Miriam und Johann... Am Anfang war ich sehr verwirrt und auch etwas enttäuscht, dass nach dem ersten Kapitel, welches im jetzt und Hier spielt, zeitlich und örtlich uneinordnebare Fantasiegeschichten folgen. Nach einer Weile habe ich Muster erkannt, immer mal wieder zurückgeblättert, mich weiter gewundert. Und am Ende fand ich es alles unfassbar traurig, aber auch sehr schön. Viel mehr darf man eigentlich nicht über das Buch verraten. Fazit ist: den Empfehlungen meiner Buchhändlerin kann ich generell vertrauen. Danke, Leseglück!

3. Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer - Alex Capus
Drei Lebensgeschichte, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben - außer die Zeit in der sie spielen (Europa in der ersten Hälfte des 20. Jahrhuderts) und ein kurzer gemeinsamer Moment am gleichen Ort zur gleichen Zeit (Züricher Bahnhof, November 1924). Emile aus dem kleinen Schweizer Dorf gelangt zu Berühmtheit als Zeichner bei Ausgrabungen in Griechenland. Die weitgereiste Laura verschlägt es immer wieder in das ruhige Leben bei ihren Eltern in Marseille. Felix will etwas so unnützes wie harmloses mit seinem Leben machen und wird dann doch in den Kalten Krieg verwickelt. Ein Buch darüber, dass das Leben unvorhersehbare Wendungen nimmt - und wie man damit umgehen kann. Ich fand es sehr simpel, aber auch sehr schön geschrieben.

4. Stadt der Diebe - David Benioff
Es geht um zwei Junge Männer, die einen Deal mit dem Geheimdienstchef eingegangen sind: sie haben sechs Tage Zeit um ein Dutzend Eier aufzutreiben. Wenn sie das schaffen, sind sie frei, wenn nicht, sind sie tot. Aber die Aufgabe ist gar nicht so einfach im kriegsgebeutelten Leningrad 1942, von deutschen Truppen umstellt. Eine unglaublich spannende Geschichte, so grausam wie die Zeit gewesen sein muss, aber mit zwei liebenswerten Protagonisten. Ich konnte das Buch kaum weglegen, weil ich immer wissen wollte, wie es weiter geht.

5. Bronsteins Kinder - Jurek Becker
Dass dieses Buch bei mir gelandet ist, war Zufall. Eine Kollegin hat es gefunden, gelesen und bei mir liegen gelassen. Es ist eine Geschichte aus Sicht der Nachkriegsgeneration, 70er Jahre, Ost-Berlin. Der 20-jährige Hans beschreibt rückblickend die Eskalation der Ereignisse vor dem Tod seines Vaters. Im Grunde geht es um Opfer und Täter - auf mehreren Ebenen. Und als Leser ist man oft genauso ratlos, oder noch ratloser als Hans. Für das schwierige Thema aber dennoch leicht und zügig zu lesen. Das Buch geht aber am Meisten von allen hier beschreibenen Büchern in Richtung "ernstahfte Schullektüre zum Zweiten Weltkrieg".

6. Léon und Louise - Alex Capus
Nicht mit auf dem Bild, da ich es sofort verliehen hab (an die Kollegin, von der ich "Bronsteins Kinder" hatte). Nochmal Alex Capus. Nochmal zwei Lebensgeschichten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diesmal in Frankreich. Léon und Louise lernen sich als junge Menschen kurz vor Ende des Ersten Weltkriegs kennen. Doch die wirren des Krieges reißen sie viel zu schnell wieder auseinander. Jeder lebt sein Leben nach dem Krieg auf seine Weise weiter ohne vom anderen zu wissen, aber ohne den anderen zu vergessen - bis sie sich wieder begegnen, nur um sich wenig später durch den Zweiten Weltkrieg wieder zu verlieren. Noch so eine Geschichte darüber, dass das Leben oft anders passiert, als man annimmt, aber genau das eben Leben ist. Für mich war "Léon und Louise" vergleichsweise weniger faszinierend als "Der Fälscher, die Spionin und der Bombenbauer", trotzdem aber eine schöne Geschichte.


Jetzt liegen hier noch zwei dicke Bücher, die darauf warten, gelesen zu werden. Trotzdem freue ich mich immer über weitere Lesetipps!

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